Halbautomatische Fasswaschanlage

Die meisten Leute die auf diesen Artikel stossen wissen wahrscheinlich, dass Bier brauen aus 80% Reinigen und 20% Brauen besteht. Als ich damit angefangen habe mein Bier in Fässer abzufüllen dachte ich: “Endlich muss ich nur noch ein Fass anstatt 40 Flaschen reinigen.” Nun ja, der allgemeine Bierkonsum ist gestiegen, da auch Freunde und Arbeitskollegen gerne von meinem bzw. unserem Bier trinken – 2 Kumpels und ich haben mittlerweile eine Brauerei gegründet damit wir unser Bier auch legal an andere abgeben können und keine Mengenlimite mehr haben. Unser maximaler Ausstoss ist momentan ca. 140L Bier pro Sud. Und diese Menge Bier will auch in Fässer gefüllt werden. D.h. auch hier besteht ordentlicher Reinigungsaufwand.

Um den allgemeinen Reinigungsaufwand ein bisschen zu mindern habe ich mich entschlossen eine Fasswaschanlage zu bauen. Aber halt mal, warum denn nur eine Fasswaschanlage wenn man auch glich Gärbehälter etc. damit reinigen könnte? Gut dann wirds halt eine “Vielzweckreinigungsanlage”. Ein Bierchen trinkend habe ich mich dann mal hingesetzt und eine Skizze vom Aufbau gemacht. Eigentlich sollte es eine automatische Anlage werden, die kalt, heiss, sauer und alkalisch reinigen kann. Schlussendlich war mir dann aber das Preis/Leistungsverhältnis für eine automatische Anlage zu schlecht. Um von A nach B zu kommen brauchts ja auch kein Bentley, ein VW reicht völlig aus. Die fertige Anlage kann auch kalt, heiss, sauer und alkalisch reinigen, man muss die Reinigungsmittel halt einfach von Hand hinzugeben…

Ideensammlung

Damit alles passt habe ich dann in Solidworks ein 3D Modell erstellt. Am liebsten hätte ich was Fertiges genommen, habe jedoch nicht wirklich etwas gefunden was von den Abmessungen und Preisen in Frage gekommen wäre. Nicht eingezeichnet sind die Schläuche sowie die Tablare.

Datenblatt:

  • 0-60°C (bis 95°C mit anderem Schlauch)
  • Innenmasse HxBxT 600mm x 500mm x 596mm
  • Aussenmasse 900mm x 1280mm x 584mm
  • Kreiselpumpe Wilo MHI 203 ca. 5m^3/h
  • 2 Spülköpfe / 1 Reinigungskopf
  • Heizstab 2.5kW
  • 2 Ebenen auf 200mm und 500mm
  • Behälter 1.4301 2mm
  • Leergewicht ca. 60kG (geschätzt)

Der theoretische Teil ist nun abgeschlossen, jetzt geht es ans Eingemachte. Es gibt dabei aber ein ziemlich grosses Problem: Ich kann nicht schweissen und kenne auch niemanden der es kann. Den Behälter in Auftrag zu geben hätte mich ziemlich sicher einige hundert Franken gekostet. Für dieses Geld kann ich mir auch eine komplette Schweissausrüstung kaufen. So schwer kann es ja nicht sein, ist ja etwa das gleiche wie Löten. Die Realität hat mich dann ziemlich schnell eines Besseren belehrt und ich merkte, dass WIG Schweissen ganz schön schwer ist und ich vom Schweissen keine Ahnung habe.

Über einige Wochen habe zwei bis dreimal pro Woche eine halbe Stunde auf Reststücken geübt. Leider habe ich von meiner ersten “Schweissnaht” keine Bilder, da ich die Reststücke bereits weggeworfen habe. Nach einiger Zeit ging es dann besser bis ich mich an das eigentliche Projekt gewagt habe. Schlussendlich hats zwar geklappt aber schweissen KÖNNEN tue ich immer noch nicht. Ich lass mal ein paar Bilder sprechen.

Fittinge gepunktet
fertig geschweisst
Nur das mittlere TC fitting wird auch aussen geschweisst.

Das graue Zeug ist “Solar Flux”. Es kann teilweise als Ersatz zum Formiergas dienen, welches beim Edelstahlschweissen zwingend nötig ist.

Die erste Seitenwand gepunktet

Dann kam die erste böse Überraschung: Durch den hohen Wärmeeintrag hat sich das Blech beim mittleren Fitting ziemlich stark verzogen. Ein typischer Anfängerfehler.

4–5mm Verzug

Naja irgendwie lässt sich das schon einigermassen geradebiegen.

Hat geklappt, ist zwar nicht perfekt aber dennoch brauchbar.

so sollte es dann aussehen wenns fertig ist
fertig geschweisst aber noch nicht geschliffen

Die ersten Tests waren schonmal erfolgreich. Nun muss der Behälter noch eingespannt werden. Dazu habe ich Aluminiumprofile zugesägt und zu einem Rahmen zusammengebaut.

Das ganze Unterfangen war bis jetzt ein ziemlicher Erfolg. Die Anlage ist noch nicht ganz fertig aber dennoch einsatzbereit. Was ich in Zukunft wahrscheinlich verbessern werde sind die CIP Kugeln. Bei zwei Kugeln sinkt der Druck und damit die Reinigungsleistung ziemlich stark ab. Der Grund dafür ist, dass pro CIP Kugel ca 3m^3 Wasser bei ca 2 Bar benötigt werden. So eine grosse Durchflussmenge hat die Pumpe aber nicht. Ich habe jetzt mal zum Test eine kleinere CIP Kugel mit ca 1″ Durchmesser bestellt. Diese benötigt bei 2 Bar nur ca 900L Wasser, kann aber auch gut mit 1 Bar betrieben werden. Eventuell werde ich auch noch den Schlauch ersetzen. Dann können wir die Fässer direkt mit dem 80°C heissen Wasser aus dem Boiler reinigen.

MHI 203

Wenn ich das Pumpendiagramm richtig interpretiere müsste man so sogar 4 Kugeln betreiben können. Dann hätte man immer noch ca. 1.5 Bar. 4 Fässer hätten in der Anlage sogar platz.

Um ein Fass zu spülen braucht die Anlage mit Heisswasser etwa 30 Sekunden, auch bei groben Verunreinigungen. D.h. Fass bereit machen, spülen und wieder entfernen dauert ca. 2min. Für 10 Fässer braucht man also ca. eine Stunde für die komplette Reinigung. Vorspülen, Wasser ablassen, Wasser rein, Reinigung mit Chemipro Oxi. Diese Arbeit kann angenehm während dem Maischen oder Würzekochen erledigt werden, wo man sowieso ein wenig warten muss.

Die Kosten sind auch ziemlich im Rahmen geblieben. Für die komplette Anlage muss man mit ca. 1300 Sfr. rechnen. Die Pumpe, Rollen und noch einige weitere Teile hatte ich noch von anderen Projekten übrig. d.h. ich musste “nur” ca 600CHF investieren.